Begegnungen mit Zeitzeug*innen

Persönliche Gespräche

An dieser Stelle werden Menschen vorgestellt, die den Holocaust miterlebt haben und die in Gesprächen mit den Reiseteilnehmern diese zu Zeugen machen. Hinzu kommen Personen, die uns erklären, welche Hintergründe und Begebenheiten ausschlaggebend waren für die zeitgeschichtliche Entwicklung.


Bat-Sheva Dagan ( Hebräisch : בת-שבע דגן) (geboren am 8. September 1925) [1] ist eine polnisch-israelische Holocaust-Überlebende, Pädagogin und Autorin. Geboren in Lodz, Polen, wurde sie in einem Ghetto in Radom mit ihren Eltern und zwei Schwestern im Jahre 1940 inhaftiert. Nachdem ihre Eltern und eine Schwester deportiert und in Treblinka im August 1942 ermordet wurden, flüchtete sie nach Deutschland, wurde aber entdeckt, eingesperrt, und im Mai 1943 nach Auschwitz deportiert. 

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Herta Goldman. Ich bin Goldman Herta geb. Thieberger geboren am 9. 6. 1928 in Zablatch bei Schwarzwasser (Schlesien, Kreiss Bieltz Biala). Wir waren eine glückliche Familie, Großeltern, Eltern und zwei Brüder, Edmund geboren am 6. Dezember und Hugo am 21. Oktober 1926. 1939 sind die Deutschen hereingekommen, sofort waren sie bei uns, haben den Hund in den Keller genommen und erschossen. Das Dienstmädchen wurde weggeschickt, denn „Juden bedient man nicht“. Dem Vater wurde das Gewehr abgenommen, zwei Geigen, ein Cello, die Pelze, fünf Paar neue Bergsteigerschuhe, eine herrliche Briefmarkensammlung, Gold, Silber. Alles, was wertvoll war. Das Geschäft, die Wohnung der Großmutter, das Restaurant verloren wir ebenfalls. Der Vater wurde ins Lager mitgenommen, später holten sie beide Brüder. Wir sind alleine geblieben, Großmutter Mutter und ich, damals 11 Jahre alt. Dass war der erste Schock für mich.
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Inge Deutschkron ist die Tochter der Ella und des sozialdemokratischen Gymnasiallehrers Martin Deutschkron. 1927 zog die Familie zog nach Berlin. 1933 erfuhr Inge Deutschkron von der Mutter, dass sie Jüdin sei.[1] Der Vater wurde im April 1933 als SPD-Mitglied wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Schuldienst entlassen. 

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Malka Rosenthal wurde 1934 als Marischa Dulberg in Stanislawow/Polen geboren. Sie war die älteste Tochter einer wohlhabenden und gebildeten Familie. Im Zuge der deutschen Besatzung verlor Malka ihren kleinen Bruder und ihre Mutter. Malka wurde von einer polnischen Familie anderthalb Jahre lang in einem Fass unterhalb der Erde versteckt. Ihr Vater schloss sich den Partisanen an. Nach der Befreiung gehörte Malka zu den Überlebenden an Bord des Schiffes „Exodus”. Schließlich wanderte sie 1948 in Israel ein. Ihre ergreifende Lebensgeschichte wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und in Kinderbüchern und Theaterstücken verarbeitet.
Das Buch, “Das Mädchen aus dem Fass, Die Geschichte der Malka Rosenthal”, erzählt von Gabriele Hannemann, erschien im Ariella Verlag. 

Saul Oren wurde 1921 geboren. Er wuchs mit seinen vier Geschwistern in einer religiösen jüdischen Familie im Schtetl des oberschlesischen Jaworzno auf. Die behütete Kindheit endete schlagartig 1939 mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Saul Hornfeld war 14 Jahre alt, als er und sein Bruder von der SS nach Auschwitz verschleppt wurden. Dort, an der berüchtigten Rampe, selektierte der Arzt Dr. Arnold Dohmen ihn mit einer Gruppe jüdischer Jungen, die er ins Konzentrationslager Sachsenhausen bringen ließ. Zwar rettete er Saul Hornfeld und die anderen vor der sofortigen Ermordung in der Gaskammer, doch nur, um sie in Sachsenhausen als Versuchsobjekte für seine Hepatitisforschung zu missbrauchen und mit Bakterien zu infizieren. An zwei Kindern, auch an Saul Hornfeld, nahm er eine lebensgefährliche Leberpunktion vor. Nur durch die Hilfe von Mithäftlingen und getragen von seinem tiefen Glauben überlebte Saul Hornfeld. Saul Hornfeld, der später seinen Namen hebraisierte in Oren, fand nach dem Krieg in Frankreich wieder zurück ins Leben, doch erst als Erwachsener in Israel seine Wurzeln. Die Erinnerungen blieben “eingebrannt” in Körper und Seele.
Seine Erinnerungen hat er in seinem Buch, “Wie brennend Feuer”, erschienen im Metropol Verlag, aufgeschrieben.

Chava Wolf (†29.06.2021) wurde am 07.07.1932 in einem kleinen Dorf in der Bukowina,Rumänien, geboren. Als Chava 8 ½ Jahre alt war, wurde sie aus der Schule verwiesen. „ Hitler hat uns herausgetrieben von zu Hause, von der Schule,von der Heimat“. Ihr großer Wunsch, Ärztin zu werden, konnte somit nicht mehr in Erfüllung gehen. Im Herbst 1941 begannen die Vertreibungen in ihrer Heimat, die Menschen wurden in Viehwagen in die Gebiete von Transnistrien gebracht, wo Chava Wolf sich auf den Todesmarsch begeben musste. „Hier gab es kein Tötungsprogramm, wie in Auschwitz, hier hat man uns einfach getrieben, weiter und weiter“. Die Menschen wurden täglich durch die Wälder getrieben; es gab kaum Nahrung, eine medizinische Versorgung fand nicht statt. “Wir hatten immer Hunger, es war immer kalt, es war kein Ende in Sicht“. Chava Wolf erkrankte nach 4 Jahren Todesmarsch an Typhus und an einer Lungenentzündung. Sie überlebte diese schreckliche Zeit. Nach dem Krieg wollte Chava Wolf nach Israel auswandern, wurde jedoch von den Engländern daran gehindert und in ein Internierungslager nach Zypern gebracht. Im Jahre 1947 konnte sie dann doch in Israel einreisen, wo sie völlig auf sich allein gestellt ihr neues Leben aufbaute. Ihre Eltern und Schwester konnten erst 18 Jahre später nach Israel einwandern. Chava Wolf hat drei Töchter und mehrere Enkel. Für sie ist es ein großes Glück, dass ihre Kinder und Enkelkinder lernen und einen Beruf ergreifen konnten, dies betrachtet sie als einen persönlichen Sieg! Chava Wolf hatte lange Zeit große Schwierigkeiten über ihre schrecklichen Erfahrungen zu sprechen; bis ihre Kunst ausgestellt wurde. Das Malen und das Schreiben von Gedichten hat ihr bei der Verarbeitung des Erlebten sehr geholfen. „ Ich will erzählen, was ich durchgemacht habe“!
Quelle: Hüttenberend, Sarah/ Damm, Anna: Heimatsucher. Schoah-Überlebende in Israel heute, Osnabrück 2012. 

Zvi-Harry Likvornik wurde am 29. März 1934 in Czernowitz-Rumänien geboren. Als er sieben Jahre alt war, wurden er und seine Familie gezwungen, in das dortige Ghetto zu ziehen.  Zvis Familie  wurde von rumänischen Einheiten aus der Bukowina nach Marculesti (Markulesht) deportiert und bald darauf auf einen langen Marsch durch die besetzte Ukraine (Transnistrien) ins Ghetto Berschad getrieben. Hunger, Kälte und Krankheit bestimmten von nun an den Alltag. Besonders der Tod seines Vaters im Ghetto, der bei minus 40 Grad Außentemperatur neben ihm an Entkräftung starb, belastet ihn bis heute. Im Sommer 1944 wurde das Ghetto Berschad von der Roten Armee befreit. Bei dem Versuch, nach Palästina zu gelangen, wurden Zvi und seine Mutter zunächst auf Zypern inhaftiert, bevor sie im Juni 1948 in den neuen Staat Israel kamen. Seine Erinnerungen hat Zvi Harry Likwornik in dem Buch”Als Siebenjähriger im Holocaust”. Nach den Ghettos von Czernowitz und Bérschad in Transnistrien ein neues Leben in Israel 1934–1948–2012« niedergeschrieben (erschienen im Hartung-Gorre Verlag)

Max Volpert (†20.10.2021) kommt am 7. September 1931 in Kaunas auf die Welt. Mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester Ralia muss er im August 1941 in das Ghetto Kaunas übersiedeln. Dort arbeitet er als Übermittler von Nachrichten, bis das Ghetto im Herbst 1943 in ein Konzentrationslager umgewandelt wird. Bei der Räumung des KZ Kauen im Juli 1944 wird die jüdische Familie in Güterwaggons verladen – Max Volperts Mutter und seine Schwester werden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Zusammen mit seinem Vater erreicht Max Volpert am 15. Juli 1944 Kaufering. Dort, im größten Außenlagerkomplex des KZ Dachau, leisten beide Zwangsarbeit. Sie und ihre Mitgefangenen müssen Bunkeranlagen für die Kriegswirtschaft errichten. Max Volperts Vater wird krank und stirbt. Kurz vor Kriegsende werden die Kauferinger Lager geräumt und die Häftlinge auf Todesmärschen Richtung Dachau getrieben. Unter ihnen befindet sich auch der dreizehnjährige Max Volpert, der am 2. Mai 1945 bei Waakirchen von den Amerikanern befreit wird.
Heute lebt Max Volpert im israelischen Bat Jam, einer Stadt nahe Tel Aviv. Seit 1963 kommt er immer wieder nach Deutschland, um als Zeitzeuge von seinem Schicksal zu berichten

Wolfgang Szepansky (* 9. Oktober 1910 in Berlin-Wedding; † 23. August 2008 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Antifaschist, kommunistischer Widerstandskämpfer, Autor und Maler. Im Sommer 1933 wurde er verhaftet wegen der Aufschrift in der Lichterfelder Straße  in Berlin-Kreuzberg: Nieder mit Hitler!  Er kam dann von der Abteilung  I im Polizeipräsidium Alexanderplatz ins Berliner Konzentrationslager Columbia-Haus. Nach der Haftentlassung im Januar 1934 floh er in die Niederlande, dort wurde er 1940 interniert, an die Gestapo ausgeliefert und von Oktober 1940 bis zum 21. April 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen gefangen gehalten. Die Befreiung erlebte er während des Todesmarsches nach Nordwesten bei Schwerin. Während der KZ-Haft wurde er 1941 wegen „Rassenschande“ verurteilt und kam für zwei Jahre ins Strafgefängnis nach Tegel, weil er im Exil in Amsterdam beim Aufenthalt innerhalb einer jüdischen Familie 1938 zusammen mit seiner ersten Liebe einen Sohn bekommen hatte. Wolfgang Szepansky führte seit 1978 fast 40.000 Jugendliche durch das ehemalige KZ Sachsenhausen.[3] Mit dem Verein Paper Press e. V. führte er von 1980 bis 2007 65 antifaschistische Stadtrundfahrten durch den Bezirk Tempelhof in Berlin durch. An diesen Fahrten nahmen mehr als 2500 Menschen teil.
Seine Erinnerungen hat er in seinem Buch, “Dennoch ging ich diesen Weg”, erschienen im Trafo-Verlag, aufgeschrieben.

Foto: Jörg Waßmer- JMB

Peter Neuhof kam 1925 in Berlin als Sohn des jüdischen Getreidegroßhändlers Karl Neuhof und seiner nichtjüdischen Ehefrau Gertrud geb. Jaffke zur Welt. Seine Eltern waren aktive Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geriet die Familie zunehmend in ökonomische und politische Bedrängnis, betätigte sich aber weiter im Widerstand.

Anfang 1943 wurden die Eltern verhaftet. Karl Neuhof wurde noch im November 1943 in Sachsenhausen ermordet. Seine Mutter Gertrud kam ins Frauen-KZ Ravensbrück. Sie wurde beim Todesmarsch Anfang Mai 1945 befreit. Peter Neuhof selbst blieb im elterlichen Haus in Frohnau und absolvierte eine Ausbildung als Werkzeugmacher. Nach dem Krieg wurde er DDR-Rundfunkkorrespondent in West-Berlin.

Quelle: https://www.jmberlin.de/zeitzeuginnengespraech-peter-neuhof

Michael Grimberg ist 1935 in Vinica (Ukraine) geboren und spricht Jiddisch. Zusammen mit seiner Mutter und
seinem zwei Jahre älteren Bruder kam er mit sechs Jahren ins Ghetto. Von Beruf war Michael Gärber. Er singt für sein Leben gerne und möchte damit Menschen Freude bereiten. Und das gelingt
ihm auch sowohl mit seinem Gesang als auch mit seiner herzlichen Art. Über sich selber sagt
Michael: „Bei mir ist Singen besser als erzählen“.
Michael fällt es sehr schwer über die Zeit des Holocausts zu sprechen, aber zwei Erlebnisse aus
dem Ghetto teilte er mit uns: Als die Juden auf dem Appellplatz zusammengerufen wurden sollte
ein alter Mann vortreten, dessen wertvollster Besitz ein Sabbattuch war. Um dieses vor den Nazis
zu verstecken hatter er es sich um die Hüften gebunden. Doch er war so dünn, dass ihm vor allen
Leuten die Hose herunterrutschte. Michael empfand diesen Umgang mit alten Menschen so
schlimm, dass er diese Szene bis heute nicht vergessen hat. Außerdem suchten die Nazis im Ghetto nach jungen Mädchen. Wenn sie klopften versteckten die jüdischen Familien ihre Töchter um sie zu beschützen. Einmal gelang dies nicht rechtzeitig und sowohl Michael als auch die gesamte Familie des Mädchens musste dabei zu sehen wie sie von einem Nazi vergewaltigt wurde. Michael erzählte uns, dass der Vater nichts tuen konnte um seiner Tochter zu helfen und die ganze Zeit nur weinte.
Besonders wichtig ist für ihn außerdem die Dokumentation von Steven Spielberg über seine
Erlebnisse, da er immer Sorge davor hatte, dass ihm die Menschen nicht glauben. Aber „wer wenn
nicht ich soll diese Geschichte erzählen
“.
(von Ann-Kathrin, Teilnehmerin der Israelfahrt 2023)

Sara Matias spricht Russisch, sie erzählt nicht gerne über die Zeit des Holocaust. Viele aus ihrer Familie haben den Holocaust nicht überlebt, aber sie, ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Schwester überlebten. Besonders geprägt hat Sara die Suche nach ihrem Vater. Am 15.05.1942 nahmen die Nazis ihren Vater gefangen und deportierten ihn. Nach dem Krieg hatte Sara keinen Hinweis auf seinen Verbleib. Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie nach Israel und beauftragte dort einen Anwalt mit der Suche nach ihrem Vater.Nach drei Jahren erhielt sie eine Antwort vom Roten Kreuz: Ihr Vater wurde 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Warum er nicht zur Arbeit geschickt wurde sondern sofort ermordet wurde lässt sich nicht mehr klären. Als Sara 2018 das Massengrab in Sachsenhausen besucht schließt sich der Kreis für sie. Sara selbst hat sechs Konzentrationslager überlebt. Nach dem Krieg konnte sie es sich nicht vorstellen noch einmal mit Deutschen in Kontakt zu treten. Aber „wir blicken heute auf die Welt aus einer anderen Perspektive“. Jedoch erlebte sie auch nach dem Krieg keine Freiheit. Sie durfte nicht studieren und da es nur wenig Essen gab musste sie hungern. Mit 16 Jahren fing sie an zu arbeiten, ab da konnte sie sich endlich immer genügend Essen kaufen. Sara wünscht sich, dass sich die Herzen einander nähern. Und an uns richtet sie noch den Appell: „Passt gut auf diese Welt auf!
(von Ann-Kathrin, Teilnehmerin der Israelfahrt 2023)

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